Daten zur Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Burgberg (Vurpar)
Der „Burgberg“

Quelle: Archiv des Bezirkskonsistoriums Hermannstadt

 

Die Radeburg

 

5-6 Kilometer nordwestlich von Burgberg gegen Bell zu, befindet sich die „Radeburgauf dem „Steinberg“. Die Burg liegt auf einer bewaldeten Bergeshöhe. Noch sind Erdwälle festzustellen. Die Überlieferung weiß auch von Holzpalisaden, die einst hier zu sehen waren. Diese bewaldete Bergeshöhe gehörte anfangs den Adligen von Bell und wurde von Burgberg 1296 gekauft. Die Burgberger haben sodann hier eine Zufluchtsburg gebaut.

Die „Radeburg“ besitzt eine gestreckte birnenförmige Gestalt mit einem langen schmalen Teil, der an einem Ende sich zu einer kreisförmigen Fläche verbreitet. Ihre Länge beträgt 190m. Es lässt sich nirgend ein Wallgraben feststellen, sondern nur eine ringsum laufende Terrasse. Von Südosten her führt eine etwa 4 m breite Erdbrücke in die Burg. Die Bewohner von Burgberg haben sich nach 1296 dort eine Fluchtburg geschaffen.

 

 

Kirche und Glockenturm

 

Um 1230 Es wird eine dreischiffige, kurze, turmlose romanische Basilika mit quadratischem Langhaus und halbkreisförmigen Apsiden gebaut. Zwischen den Seitenschiffen und dem Hauptschiff werden 3 massige, quadratische Pfeiler errichtet, die durch 4 Arkaden verbunden sind. Die Seitenschiffe erhalten Kreuzgewölbe und das Hauptschiff eine flache Holzdecke. Die Kirche ist gleichzeitig mit der romanischen Kirche von Salzburg (Ocna Sibiului) gebaut worden. Im Westen werden das Hauptportal und im Norden ein Seitenportal angefertigt. Vom romanischen Bau haben sich die drei Schiffe mit den Arkadenbögen und den Pfeilern erhalten, die Kreuzgewölbe der Seitenschiffe, die Apsidiole, das Nordportal und die kleinen romanischen Fenster der Obergaden die jetzt zugemauert sind und oberhalb des jetzigen Gewölbes sich befinden. Das Tympanon des Nordportals erhält ein flaches Relief, das sich gut erhalten hat und einen Tympanon Relief an der erwähnten Salzburger Kirche sehr ähnlich ist. Dieses Relief stellt in der Mitte den Lebensbaum, als dreiblättrige Lilienblüte, dar, und an den Seiten symbolische Tierfiguren: ein Löwe und ein mythisches Tier mit katzenartigem Kopf, Füssen und Fischkörper. Die Figuren heben sich durch ihre Konturen ab.

 

Um 1500 Die Chorapsis der Kirche wird abgetragen und der dreiseitige Chorabschluss mit 2 Strebepfeilern aufgeführt. Die Südmauer des Chorquadrates wird gebaut und auf der Nordseite wird eine Sakristei gebaut, von der noch jetzt ein Teil der östlichen Abschlusswand steht.

                                                                                        

Um 1750 Wenn auch die ursprüngliche romanische Kirche keinen Glockenturm hatte, so ist doch später - unbekannt wann - ein solcher gebaut worden. Am 8. November 1620 stürzte der Turm von Burgberg zusammen. Einem starken Erdbeben konnte er nicht standhalten.

Der auf rechteckiger Grundfläche sich erhebende heutige Glockenturm wurde in der Zeit um 1750 gebaut. An einer Stelle ist die Jahreszahl 1750 eingekratzt. Durch den Turmbau wurde das romanische Westportal unsichtbar. Nach einer alten Zeichnung besaß der Glockenturm noch im 19 Jahrhundert ein Pyramidendach und einen Wehrgang

 

1803         Wegen Baufälligkeit wird das Mittelschiffsgewölbe abgetragen.

 

1804         Der ganze Chor wird neu eingewölbt. Das Hauptschiff wird mit einem Dippelboden, barocke Stuckdecke, versehen. Das Dach über dem Chor wird erneuert. Die Kosten trägt die Dorfkassa, wobei sich der Ortsrichter Martin Kraus sehr bewährt.

 

1862      Der Glockenturm wird erhöht und mit einem Zinnblechdach versehen. An einer 2 m honen Eisenstange wird eine 3 Kg schwere Windfahne und darüber ein Kupferstern, reich vergoldet, angebracht.

 

1867      „Die dem Einsturz drohende Burschengalerie auf der Südseite wird neu gemacht.“ Kantor Joh. Andrae hat dabei die Maurer-, Zimmermanns-, Tischler- und Bildhauerarbeit gemacht. „Mit einem einfachen… spitzen Messerchen hat er die Verzierungen daran ausgeschnitten.“

 

1871      Da die Kirche dunkel war, wurden im Jahr 1871 auch die Fenster oberhalb der Burschengalerie auf der Nordseite, welche zugemauert waren, wieder geöffnet - ein Fenster in die Kirchenmauer auf der Südseite nächst der Orgel gebrochen; im Chor das kleine Fenster auf der Nordseite nächst dem Altar gleich vergrößert und überall neue Fensterstöcke und neue Fensterflügel mit größeren Glasscheiben verfertigt.

 

1937-1938 Die Kirche wird gründlich renoviert und ausgemalt.

 

1969 Es wird berichtet: „Das Kirchengebäude ist einem schlechten, lebensgefährdenden, baufälligen Zustand. Das Mittelschiff weist beidseitig neben dem Glockenturm je einen Sprung bei der Verschlüsselung auf. Das Mittelschiff ist auf der Südseite zweimal gesprungen. Sprünge sind auch im Chor. Sogar durch das Relief über dem Nordportal zieht sich ein Sprung. Das südliche Seitenschiff löst sich vom Mittelschiff frei. Stark gesprungen ist auch die westliche Seite des Südschiffes.

 

1970      Mit Unterstützung der Direktion für Baudenkmäler werden an der Kirche große Reparaturen durchgeführt. Der Glockenturm erhält 4 Zementringe zur Verstärkung. Er erhält eine weiße Färbung. Die Turmuhr wird repariert und frisch gestrichen, Ein Blitzableiter wird angebracht. Das südliche Seitenschiff wird durch 6 in die Mauer eingefügte L-Pfeiler aus Zement verstärkt. Unterhalb des Daches wird ein Zementband auf die Mauer aufgesetzt. Der Chor wird durch 2 Zementringe und Zementträger verstärkt. Das Chor und das südliche Seitenschiff erhalten einen weißen Anstrich. Ein Vorbau vor dem Südeingang wird entfernt. In die Turmschalllöcher werden Eisengitter eingefügt.

 

1972 XI 20 Die restaurierte Kirche wird von Bischof A. Klein eingeweiht.

 

Altar

 

Der Altar, im Barockstil gebaut, stammt aus 1776 und wurde 1881 einer gründlichen Erneuerung unterzogen. Das Hauptbild, den Gekreuzigten mit 2 Frauen darstellend, ist vom Maler Karl Dörschlag gemalt. Beidseitig des Hauptbildes sind Rundsäulen mit korinthischem Kapitäl. Die Krönung zeigt den Auferstandenen als Holzfigur mit einer Blechfahne, daneben beidseitig je eine Engelfigur.

 

Gestühl

 

1870-1871 wird vom Herrmannstädter Tischler Samuel Fabritius das Männergestühl und die Frauenbänke verfertigt. Männergestühl und Frauenbänke werden 1872 von Maler Andreas Binder - Hermannstadt eichenfarb angestrichen, gefladert und lackiert. Dieselbe Farbe erhielten die im Chor stehenden alten Gestühle.

 

Orgel

 

1712      Vom Hermannstädter Stuhlsrichter Thomas Schmidt von Scharffenbach kauft für 90 Gulden die Gemeinde eine kleine Orgel. (Positiv).

 

1808      Das Positiv wird an Bell für 210 Fl verkauft.

 

1860-1862 Orgelbauer Hradek baut eine neue Orgel, die jedoch als „mangelhaft“ bezeichnet wird.

 

1872      Von Wilhelm Hörbiger - Wien wird die Orgel „zu einem guten Werk umgebaut"  

 

1898      Eine größere Orgelreparatur wird von Franz Resch aus Hermannstadt vorgenommen und dabei ein neues Register und auch die Pedalkoppel eingesetzt. Die Orgel hat Manual, Pedal und 14 klingende Register.

 

Taufgerät

 

Das Steintaufbecken stammt aus dem Jahr 1786.

 

Glocken

 

Eine Glocke stammt aus 1715 und zwei Glocken aus 1923. Eine Glocke aus 1795 und eine aus 1828 sind im Weltkrieg requiriert worden.

Die alte Glocke ist von Moritz Lang - Hermannstadt gegossen worden und die beiden neueren Glocken sind Stahlglocken und wurden von der Firma Ulrich und Wenle aus Bockenen im Harz geliefert.

 

Turmuhr

 

Schon 1763 wurde eine hölzerne Turmuhr angeschafft. Sie wurde durch den in Heltau wohnhaften österreichischen Emigranten Paul Bauer hergestellt. Diese Uhr wurde 1898 durch die heutige, moderne Turmuhr, ersetzt. Die alte Uhr wird in das Karpatenmuseum nach Hermannstadt geschafft. Die neue Uhr wird durch Uhrmacher Fuchs aus Bernburg hergestellt. Sie kostet 1000 österreichische Gulden. Die Kosten trägt die politische Gemeinde. Die Turmuhr wird mit einem Schlagwerk versehen, das am 28. Januar 1898 das erste Mal in Tätigkeit tritt.   

 

Kirchenburg

 

Die Kirche ist von einer einfachen Umfassungsmauer umgeben. Einstmals gab es wahrscheinlich besser ausgebaute Befestigungsanlagen, da schon 1520 die Sieben Stühle die Gemeinde bei der Befestigung der Kirche unterstützen. Da aber die Kirche selbst nicht wehrhaft umgebaut worden war, ist dabei wohl an die Kirchenburg, um die Kirche herum, zu denken.

An einer Stelle befindet sich ein Befestigungsturm, der zur Burghüterwohnung umgebaut worden ist. Links von diesem Turm stand ein altes Schulgebäude, das bald nach 1920 abgetragen wurde. Rechts neben dem Burghüterturm steht die 1845 gebaute Schule. Im Pfarrgarten sind unter der Mauer künstliche Wälle sichtbar, die wahrscheinlich auch Befestigungsreste sind.

 

1851      Infolge von großem Ungewitter kommt es zu Erdbewegung, so dass die Ringmauer „zum Theil umstürzte“.

 

Pfarrhaus

 

Die Gebäude sind sehr alt. Im Keller befindet sich ein zugedeckter Brunnen. Unter dem ersten Keller befindet sich ein weiterer, gemauerter Keller.

 

1797      Pfarrer Andreas Meltzer schreibt: „Da bey meiner Ankunft in Burgberg der Pfarrhof beynahe eine Wüsteney war, der Keller 12 Stützen hatte, der Fussboden in den kleinen Zimmern den Einsturz drohte und im Hof Ställe und Schöpfen umzufallen beginnten, so war eine Hauptreparatur nöthig, also dass die Kircheneinkünfte nicht zureichten, sondern wir noch Schulden zu machen genöthiget wurden“. Es werden in diesem Jahr 408 Fl ausgegeben.

 

1864      Das Pfarrhaus wird renoviert.                          

 

1920      Pfarrer Georg Kästner schreibt: „Das Pfarrhaus befindet sich in schlechten Zustande. Die Gemeinde hat wohl im Jahr 1914 einen Neubau beschlossen. Dass er nicht in Angriff genommen werden konnte, ist nicht ihre Schuld. Ihre Pflicht aber ist es, das alte Haus, solange es steht, in ordentlichem Zustand zu erhaltene. Das Dach ist schlecht. Besonders über dem Anbau gegen den Garten. Hier sind Sparren angekohlt und durchgefault. Die Eindeckung ist einfach sehr schadhaft. Es regnet hinein. Herstellung wurde oft beschlossen, aber nicht durchgeführt. Der Pfarrer war genötigt eigenhändig Ziegeln einzustecken, wenn er seine Einrichtung und das Gebäude vor Schaden bewahren wollte.“

 

Schule

 

Um 1505             Das erste Mal wird dadurch das Vorhandensein einer Schule in dem Orte erwiesen, dass in „Burgperg“ ein „scolasticus“ erwähnt wird. Ein altes Schulgebäude stand links neben dem Torturm der Kirchenburg, das angeblich um 1925 abgetragen wurde.

 

1525      Der Campanator von Burgberg ist angeklagt seinen Vater getötet zu haben. (Campanator = Glöckner, Anm. des  Verfassers).

 

1843-1844 Der Unterricht mit den größeren Kindern wird im Notariatsquartier gehalten, während die kleinen Kinder vom Cantor in der Behausung Nr. 218 unterrichtet werden.

 

1845      Auf der Burg, rechts neben dem Torturm, wird ein neues Schulgebäude   aufgerichtet. Es wird am 5. Nov. 1845 in Anwesenheit von Vertretern des Hermannstädter Magistrates feierlich eingeweiht.

 

1851      Ein Teil des neuen Schulgebäudes auf der Burg sinkt infolge von Erdbewegungen, verursacht durch übermäßige Regenfälle, in Trümmer. Die beiden Wohnräume des Rektors werden zerstört. Das Gebäude wird dürftig repariert und verkleinert weiterverwendet.

 

1874      „Es gelang den Bemühungen des Pfarrers den Lohn des Lehrers“ in der Weise aufzubessern, dass der „zweite Lehrer dem ersten im Lohn gleichgestellt wurde, wodurch es möglich geworden ist, zwei absolvierte Seminaristen als Lehrer zu bekommen.“ Bis zu der Zeit war der Lohn des zweiten Lehrers so gering, dass sich nur ganz unfähige Leute dazu fanden.

 

1896      Durch die Kirchengemeinde wird der neben dem Pfarrhof gelegene „Organistenhof“ angekauft, der einst dem Organisten Schuster gehörte, damit man da ein neues Schulgebäude errichten könne.

             

1910      Ein neues, stockhohes Gebäude mit schönen Schulräumen wird in der Gemeinde gebaut.

             

1920      Pfarrer Georg Kästner schreibt: „Das Hauptübel der Schule liegt darin, dass die Gemeinde von einem nahezu bildungsfeindlichen Geist beseelt ist. Von den Lehrern, der Schule und Schularbeit wird vor den Ohren der Kinder in verächtlicher, geringschätziger Weise gesprochen. Es hat nie ein Burgberger Kind eine andere Qualifikation, als die der Burgberger Volksschule, erworben.“