Zeremonie an der „Pilgerstätte“ der Siebenbürger
Gedenkstätte in Dinkelsbühl stand im Mittelpunkt der offiziellen Eröffnung des virtuellen Heimattages
Von Martina Haas
Quelle: Fränkische Landeszeitung
DINKELSBÜHL – Pfingsten ohne ihren Heimattag in Dinkelsbühl, das geht für viele Siebenbürger Sachsen gar nicht. Die Verantwortlichen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland wollten deshalb wenigstens ein bisschen Heimattag-Gefühl vermitteln und verlegten die Großveranstaltung, zu der schon bis zu 20000 Menschen nach Dinkelsbühl gekommen waren, ins Internet. Zum Programm gehörte ein „echter“ Punkt: die
Eröffnung an der Gedenkstätte in Dinkelsbühl.
Unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln versammelten sich an der alten Promenade einige Trachtenpaare. Auch der Bundesvorsitzende Rainer Lehni war angereist, um seine Landsleute virtuell zu grüßen und den virtuellen Heimattag zu eröffnen. Das Zeremoniell wurde zunächst geprobt und dann gefilmt, um es der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinde im Internet zu präsentieren.
Nachdem die Siebenbürger Glocke die Eröffnung eingeläutet hatte, bewegte sich ein kleiner Zug auf die Gedenkstätte zu. „Zuhause und doch verbunden“ lautete das Motto für ein zweitägiges buntes Programm im Internet. Trotzdem werde die persönliche Begegnung fehlen, meinte Lehni in seiner Ansprache an die Landsleute. „Social distancing“, das viel zitierte Gebot der Pandemie, falle gerade den geselligen Siebenbürger Sachsen schwer.
Er blickte 30 Jahre zurück in die Geschichte der Landsmannschaft, in das Jahr 1990, als nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der „große Exodus“ aus Rumänien begonnen habe. Traditionelle Strukturen seien zusammengebrochen. Und trotzdem sei seither viel Neues gewachsen, es gebe eine gute Zusammenarbeit beispielweise mit der Heimatkirche in Siebenbürgen. Der Bundesvorsitzende ging aber auch auf die Bedeutung der 1967 in Dinkelsbühl eingeweihten Gedenkstätte ein, die normalerweise an den Pfingstsonntagen eine „Pilgerstätte“ für die Siebenbürger Sachsen sei. Aber auch an allen anderen Tagen des Jahres lade sie zum „andachtsvollen“ Verweilen ein. Das Kriegsende vor 75 Jahren habe sich in das Gedächtnis der Landsleute eingegraben, gehe mit ihm doch die schmerzvolle Zwangsarbeit in der Sowjetunion einher, die nicht die Schuldigen des Dritten Reiches getroffen habe, sondern besonders Frauen. Lehni zitierte aus Herta Müllers Roman „Atemschaukel“, der an das Leid erinnert. Die Erinnerung an die Deportation und an die, die dadurch oder an den Folgen gestorben seien, müsse wachgehalten werden, forderte Lehni.
Nora Engelhard, die ihren ersten offiziellen Auftritt als Dinkelsbühls stellvertretende Bürgermeisterin hatte, betonte die Bedeutung der Partnerschaft der Stadt mit den Siebenbürgen Sachsen und der Stadt Schäßburg. Die gewachsenen Beziehungen müssten weiter gefestigt und gefördert werden.
Lukas Ballheimer, Solotrompeter der Knabenkapelle, spielte unter Einhaltung des Mindestabstandes das Siebenbürgerlied. Lautes Mitsingen sei in diesem Jahr nicht möglich, so Bundesvorsitzender Lehni, aber in Gedanken schon.
